Kinderorthopädie
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Haltungsstörungen / Skoliose
Ihnen oder Ihrem Kinderarzt ist aufgefallen, dass sich Ihr Kind schief hält? Ist in Ihrer Familie eine Skoliose (Wirbelsäulenverkrümmung) bekannt? Durch einfache erfahrene klinische und selten auch apparative Diagnostik kann man auch kleinere Verkrümmungen der Wirbelsäule gut diagnostizieren. Sollte es erforderlich sein, ist aber auch eine Röntgenaufnahme in unserer Praxis möglich.
Man unterscheidet grundsätzlich
- Skoliotische Fehlhaltung
- Haltungsschwäche
- Idiopathische Skoliose
Die Behandlung ist ebenso unterschiedlich. Kann bei einfachen Fehlhaltungen eine Steigerung der sportlichen Aktivität und häusliche Übungen ausreichend sein, ist bei höhergradigen Wirbelsäulenverkrümmungen neben einer gezielten Krankengymnastik in seltenen Fällen auch eine Korsettbehandlung erforderlich. Eine ganzheitliche Betrachtung des Kindes ist hier von höchster Wichtigkeit. Auch verkürzte Beinmuskeln, Blockierungen und andere Auffälligkeiten von Fuß bis Halswirbelsäule können sich in Wirbelsäulenfehlhaltungen äußern. Auch hier spielt die manualtherapeutische Betrachtungs- und Behandlungsweise unseres Erachtens nach gerade in den Anfängen einer Fehlhaltung eine tragende Rolle. Regelmäßige Verlaufskontrollen sind hier im Wachstum essentiell. Das Ziel besteht immer in einem Aufhalten bzw. in einer Beseitigung der Krümmung, um Spätfolgen zu vermeiden.
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Hüftdysplasie
Die Sonographie der Hüftgelenke gehört schon seit Jahrzehnten zur vorgeschriebenen Vorsorgeuntersuchung im Rahmen der U3. Viele Kinderärzte sind qualifiziert, diese Untersuchung selbst durchzuführen. Ist Ihr Kinderarzt dies nicht oder verfügt er nicht über die technischen Voraussetzungen, wird er Sie an einen Kinderorthopäden verweisen. Bei sonographischen Auffälligkeiten sollte aber immer ein hierfür spezialisierter Kinderorthopäde die Behandlung übernehmen.
Bei gewissen Voraussetzungen – familiäre Vorbelastung, Beckenendlage, Makrosomie (=Geburtsgewicht>4kg) oder Platzmangel durch Mehrlingsgeburten – ist es sinnvoll, bereits im Rahmen der U2 vorzeitig eine Sonographie der Hüftgelenke durchzuführen. Viele Geburtskliniken bieten dies bereits an.
Was bedeutet Hüftgelenksdysplasie?
Als Dysplasie bezeichnet man eine mangelnde Überdachung des Hüftkopfes. Die Hüftpfanne ist zu steil oder zu kurz, der sog. Erker ist zu rund oder abgeflacht. Hiervon abzugrenzen ist die Hüftreifungsverzögerung, ein nach Alter, Vorbelastung und Morphologie der Pfanne abzuwägender Zustand. Häufig ist hier ein fließender Übergang zur Dysplasie. Umso wichtiger ist es, bei Grenzbefunden und Auffälligkeiten einen Spezialisten für Hüftsonographie aufzusuchen. In der Kinderorthopädie Freundallee sind Sie hier goldrichtig!
Bei der Ultraschalluntersuchung erfolgt eine standardisierte Bildgebung, Messung und Typisierung, die nach den Deutschen Leitlinien ein Therapieschema ergibt.Wie sieht die Behandlung einer Hüftgelenksdysplasie aus?
Die Behandlung erfolgt durch das konsequente Tragen einer Beugeschiene – im Volksmund besser als „Spreizhose“ bekannt. Den Goldstandard in Deutschland stellt hier die sogenannte „Tübinger Beugeschiene“ dar, die auch in unserer Praxis direkt angelegt und professionell angepasst wird. Durch eine konsequente Beugeschienenbehandlung erreicht man ein tieferes Eintreten des Hüftkopfes in der Pfanne, weshalb sich diese dann binnen Wochen durch ihre noch weiche und knorpelige Struktur nachformen kann. Kontrolliert werden sollte dies durch regelmäßig zu wiederholende Ultraschalluntersuchungen, in der Regel im Abstand von 2-4 Wochen. Die Schiene ist 23 Stunden am Tage zu tragen und nur zur Körperpflege abzunehmen.Wichtig ist aber auch die Symmetrie des Kindes in der Schiene. Deshalb ist es uns wichtig, nicht nur die korrekte Lagerung in der Schiene zu gewährleisten. Ein unserer Meinung nach äußerst wichtiger Aspekt ist die geschulte manualmedizinische Untersuchung:
Asymmetrien im Halswirbelsäulenbereich bewirken eine konvexe Körperhaltung, eine Asymmetrie im Muskeltonus und Blockierungen im Kreuzbeindarmbeingelenk (ISG). Alls dies kann die Ausreifung des Hüftgelenkes negativ beeinflussen und den Behandlungsverlauf unnötig in die Länge ziehen. Eine Behandlung dieser eventuell vorhandenen Störungen gehört daher in unserer Praxis immer zur Therapie der Hüftgelenksdysplasie.Nur in seltenen Fällen wie zum Beispiel Muskelhypotonie, Bindegewebsschwäche oder motorische Entwicklungsverzögerung ist die zusätzliche physiotherapeutische Behandlung erforderlich. Sprechen Sie uns an.
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Coxa antetorta – der Innenrotationsgang
Das verwächst sich“. Der wohl meistgehörte Satz.
Wann trifft dies zu und wann sind weitere Maßnahmen zu ergreifen?
Grundsätzlich gilt: Die (klein-)kindliche Hüfte darf tatsächlich vermehrt innendrehen, das heißt, ein gewisses Laufen „über den großen Onkel“ ist normal. Auch der Najanen- oder Zwischenfersensitz ist nicht krankhaft und muss auch nicht vermieden werden, diese Meinung ist veraltet.
Fußfehlstellungen wie Sichel- oder über das Normalmaß hinaus gehende Knickfüße müssen hiervon ebenso wie eine behandlungsbedürftige Hüftdysplasie oder ein Rotationsfehler des Unterschenkels zwar abgegrenzt werden, in der Tat ist aber beim Innenrotationsgang selten Handlungsbedarf. Einlagen oder Physiotherapie helfen hier nicht, in der Regel handelt es sich um einen kinderorthopädischen Normalbefund, dessen Ausprägung auch zwischen Geschwisterkindern deutlich variieren kann.
Der Antetorsionswinkel des Schenkelhalses, der für die vermehrte Innenrotation der Hüftgelenke verantwortlich ist, reguliert sich bis zum ca. 12.-14. Lebensjahr. Erst hiernach sprechend wir von einem auffälligen Befund, der auch nur in ausgeprägten Fällen behandlungswürdig ist. -
Beinachsfehlstellungen: X- und O-Bein
Auch hier muss man das Alter des Kindes in die Beurteilung mit einbeziehen. Hat quasi jeder Säugling und Lauflerner O-Beine, dominiert im Kindergarten- und Grundschulalter das X Bein. Auch hier ist die Ausprägung individuell und unterschiedlich stark ausgeprägt. Pathologische Formen können zwar auch in diesem Alter vorhanden sein, hierbei handelt es sich aber um Raritäten. Durch die konsequente Vitamin D Gabe im ersten Lebensjahr befindet sich die Rachitis auf dem Rückmarsch, Stoffwechselerkrankungen und zum Beispiel eine Vitamin D resistente Rachitis müssen hiervon natürlich abgegrenzt werden, sind aber ebenso sehr selten.
Schmerzen machen diese physiologischen altersabhängigen Beinachsfehlstellungen nicht!
Sollte Ihr Kind auch in diesem Alter Schmerzen haben, müssen dringend auch andere Ursachen in Erwägung und ggf. auch durch Röntgenaufnahmen ausgeschlossen werden.
Wann wird eine Achsfehlstellung pathologisch?
Der Satz „Das verwächst sich“ trifft auch hier nur bis zu einem gewissen Alter zu. Jenseits des Grundschulalters sollte sich die (meist valgische, also X-beinige) Stellung reduzieren bzw. aufheben. Auch hier ist das Wachstum der Kinder individuell, hängt mit dem Eintrittsalter in die Pubertät, der Wachstumsgeschwindigkeit und der allgemeinen Konstitution ab. Eine Achsfehlstellung im Erwachsenenalter kann zu sekundären Problemen im Sinne von asymmetrischer Kniegelenksbelastung führen und stellt dann – je nach Ausprägungsgrad – auch eine sogenannte „präarthrotische Deformität“ dar. Das bedeutet, dass durch die Fehlbelastung der Kniegelenke ein verfrühter Knorpelabrieb und damit eine Arthrose wahrscheinlich ist.
Einlagen oder Physiotherapie sind hier nicht erfolgsversprechend.
Um so anspruchsvoller ist der Feststellungszeitraum, in dem eine behandlungsbedürftige Achsfehlstellung vorliegt. Verlaufskontrollen, Messungen und ggf. auch Röntgenaufnahmen können erforderlich werden. Gemeinsam entscheiden wir dann über die Therapieoptionen. Kleine, wachstumslenkende operative Eingriffe – durchgeführt zum richtigen Zeitpunkt - sind hier eine elegante Lösung, das Bein „gerade wachsen zu lassen“.